›Lebensstil‹ in der Theorie Alfred Adlers
Mit dem Begriff Lebensstil bezeichnet die Persönlichkeitstheorie Alfred Adlers das einzigartige, ganzheitliche Bezugssystem, durch das das einzelne Individuum wirksam wird. Eingeführt wurde er von Adler erst 1926 in einem Vorwort zum Handbuch der Individualpsychologie, auch wenn die zentralen Gedanken Einheitlichkeit, Einzigartigkeit, Aktivität und Zielgerichtetheit des Menschen bereits Jahre vorher entwickelt waren, mit den Worten: „Immer handelt es sich um die Erfassung des individuellen Lebensstils, der sich uns als eine formale Bewegungslinie ergibt. Wir gelangen zu ihm, wenn wir die uns bekannt gewordenen Ausdrucksformen ihres Inhalts entkleiden. Denn alle erfassbaren seelischen Phänomene sind im letzten Grund Konkretisierungen der einheitlichen Aktionslinie des Individuums.“ (Adler 1926, zit. in Wörterbuch der Individualpsychologie, 1985; 257). Zuvor benutzte Adler eine Fülle von Termini synonymer Bedeutung wie ›Persönlichkeit‹, ›Charakter‹, „Ich“, ›Selbst‹, ›Lebensplan‹, ›privates Bezugssystem‹, ›Prototyp‹. Übernommen hat Adler den Ausdruck Lebensstil sicherlich von dem Sozialphilosophen Max Weber (1864 bis 1920), der ihn als erster in den Sprachgebrauch der Human- und Sozialwissenschaftler hineintrug, und zwar nicht im Sinne eines „persönlichen Lebensstils“, sondern eines „öffentlichen Lebensstils“. Adler hat mit der Einführung des Begriffes Lebensstil eine gute Wahl getroffen, kommen in diesem Terminus doch die subjektivistischen und holistischen Aspekte der phänomenologischen Betrachtungsweise deutlich zum Ausdruck, die die Besonderheit der Individualpsychologie ausmachen.
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